Bachtyar Ali schreibt über Halim Youssef
Halim Youssef (Helîm Yûsiv) ist einer der renommierten Romanciers, der in den meisten Gebieten der vier Teile Kurdistans Bekanntheit genießt. Die Bedeutung von Halims Literatur kann in wenigen Punkten zusammengefasst werden: Er gehört zu jener Autorengeneration, von denen es einigen wenigen gelungen ist, den Kurmandschi-Dialekt wiederzubeleben und jenes Gesetz zu brechen, das in der Türkei und Syrien die kurdische Sprache verbot. Weiteres begann er damit, seine Erzählungen direkt in kurdischer Sprache niederzuschreiben. Dies sollte der Normalität entsprechen, aber im Osten war dies, insbesondere für eine verbotene Sprache wie Kurdisch, ein wichtiger erster Schritt. Neben seiner klaren politischen Botschaft, hat auch seine Schreibtechnik einen hohen Stellenwert. Die Welt seiner Romane ist ein ruhiges hin und her Wandern zwischen Realismus und Surrealismus. Seine Werke sind geprägt von den Folgen der Diktatur und konzentriert sich auf die einfachen Dinge im Leben. Die Verbannung einer Sprache und deren Beinahe-Vernichtung ist ein zentrales Thema seiner Weltanschauung, welche offenbar auf seine persönliche Erfahrung mit der kurdischen Sprache aufgebaut ist. Halims literarische Werke beleuchten eine andere, unbekannte Seite des Nahen Ostens, deren Wurzeln und literarischer Ursprung in der gemeinsamen Verwendung alter Mythologie und gegenwärtiger Ereignisse liegen. In den meisten seiner Schöpfungen gelingt es ihm, jene Atmosphäre der Angst greifbar zu machen, die in dieser Region herrscht. Ein Zitat aus einem seiner Werke: „Wenn jemand von euch eines Tages der Angst begegnet, fragt sie, woher sie kommt und wo sie geboren ist. Ihre Antwort wird lauten: In jenem Viereck, welches Syrien, die Türkei, den Irak und den Iran mit einander verbindet! «Dieses Zitat widerspiegelt den Grundtenor in Halims Werken, in welchen ausführlich die Geschichte der Ängste und der Verängstigten erzählt wird. Meiner Ansicht nach ist Halims Stimme eine besondere, die durchaus in der Lage ist, ein bislang verstecktes Gesicht des Ostens dem Westen vorzustellen, das bis dato weitgehend fremd und unbekannt ist.